Montag, 9. Mai 2016

"Gib dich nicht auf!"

"Du darfst dich nicht aufgeben!" sagt die Mutter zur Tochter und meint eigentlich sich selbst. - Parenthood

Dieses Gefühl ist allgegenwärtig, diese Zweifel an mir selbst, dieses "ich kann das zwar aushalten, aber ich kann es nicht gut (genug) machen!"
Diese Scheu aktiv zu werden und ganz heimlich in mir versteckt weiß ich, dass ich vieles kann, dass ich viele Talente habe, dass ich Potenzial habe.
Aber ich traue mich nicht.

"Gib dich nicht auf!" - Das hat mich gepackt, denn das ist es. Ich hab mich längst aufgegeben.

Ich werde nächste Woche 30! Krass. Es ist, als müsste ich plötzlich erwachsen werden, ganz schnell, in 9 Tagen! Beeil dich, Rahel!
Aber ich bin schon erwachsen und ich werde 30, nicht 60. Ich hab noch soviel Leben vor mir, soviele Jahre, die ich planen kann. Es ist nicht nötig mich überraschen zu lassen von etwas, das mir dann nicht gefällt. 

"Mal sehen wer mich nimmt, ein Minijob wär ja auch schon mal was"
Wir haben das Privileg mitgestalten zu können. Wir haben keine finanzielle Not. Ich muss mich nicht an die Supermarktkasse setzen - es sei denn, ich möchte das gern.
Ich muss mich nicht überraschen lassen und nehmen, was ich grad so kriege.
Ich darf planen!

Ich. Ich darf planen und für das einstehen, was ich will! Ich darf aktiv werden, ich darf meine Scheu verlieren - ich darf mich nicht aufgeben!

Und so plane ich und mein Plan gefällt mir gut.
 


Samstag, 13. Februar 2016

Der springende Punkt!

Der springende Punkt ist in der Realität etwa 0,1mm groß - im Gefühl hat er aber einen Durchmesser von 10 Metern und wiegt etwa 3,25 Tonnen.

Dieser Punkt schwimmt in einer kleinen Blase, die über 2-3 Wochen heranreift und etwa 2,5cm groß wird, bevor sie diesen kleinen Punkt alle 4-5 Wochen einmal (oder in meinem Fall auch ab und zu 2mal) springen lässt.

Der springende Punkt ist meine Eizelle und meine Eizelle bringt alles aus dem Gleichgewicht.
Nicht nur körperliche Schmerzen bereitet mir dieser Prozess...

Es tut gut zu wissen, dass es bloß die Hormone sind, die diese schreckliche Deprimiertheit (heißt das so?) in mir hervorrufen. Es ist nicht echt - aber es fühlt sich so verdammt echt an!

Im Duden stehen folgende Synonyme zum Wort "deprimiert":
depressiv, entmutigt, freudlos, gedrückt, geknickt, hoffnungslos, melancholisch, mutlos, niedergeschlagen, resigniert, schwermütig, tief betrübt, traurig, trübe, trübsinnig, unglücklich, untröstlich, verzagt, verzweifelt

Das fühle ich vor dem Eisprung und ich kann nicht sagen welches Gefühl davon am stärksten ist. Es frisst stark an mir und ich versuche es wegzuatmen, so wie ich Wehen weggeatmet habe. Es wird vorbeigehen... wenn dieses blöde Ei endlich unterwegs ist, dann wird alles wieder gut.
Das Aushalten ist dabei so unglaublich schwer.

Ich spüre, den springenden Punkt. Der kleine Punkt, der hochmotiviert startet und alles tun würde um am Leben bleiben zu dürfen.
Ich bin sterilisiert und sehr traurig darüber. Ich bin so traurig, dass ich diese Entscheidung regelmäßig beweine - einmal im Monat.
Schwangersein ist das allerschönste Geschenk, das unglaublichste Gefühl der Welt, das macht mich einfach atemlos. Der bloße Gedanke ans Schwangersein oder an die aktive Kinderwunschzeit macht mich glücklich - und schlägt mich nieder, denn meine Eileiter sind im Arsch. Sie sind zerstört. 
Und ich hab das veranlasst!
Warum hab ich das veranlasst? Ich habe diese Entscheidung nicht im Rausch der Hormone getroffen und nicht während Aaron schrie, auch nicht während dem Sex oder als ich mit Miriam schimpfte... Ich hab das nicht entschieden, während ich mit der Ärztin sprach oder ich mit offenem Unterleib auf dem OP-Tisch lag.
Diese Entscheidung über meinen Körper traf ich gemeinsam mit meinem Mann an einem ruhigen Abend, nachdem ich viele Wochen und Monate darüber nachgedacht hatte und bevor ich der Ärztin erlaubte meine Eileiter zu durchtrennen, hatte ich weitere 9 Monate darüber nachgedacht.
Die Entscheidung war richtig so!
Warum fühlt sich das manchmal so falsch an?

Es ist Eisprungzeit und ich sitze abends deprimiert im Bett und habe Angst am nächsten Morgen arbeiten zu gehen. Ich fühle mich elend und fett. Ich hab sicher wieder 3kg zugenommen oder auch 20. Es macht keinen Unterschied, ich fühl mich fett und wie eine Vollzeitversagerin.
Warum ist das Abnehmen eigentlich so wichtig?
Ich kenne soviele kräftige Frauen, die ich einfach nur toll finde! Verwandte oder Erzieher, Hebammen oder Kindergartenmütter, Freundinnen oder Freundinnen ...
Ich bin jetzt auch eine von diesen tollen Frauen. Ist das nicht toll? Könnte es sein. Wenn ich mich traue.

Der springende Punkt ist...
Die Reise hört nie auf. Der Punkt springt und macht sich auf die Reise. Er verkümmert und es beginnt eine neue Reise.
So fühle ich mich auch - bis auf das verkümmern. Naja, manchmal fühle ich mich auch verkümmert. Aber es hört nicht auf. Man kommt nicht einfach an. Wie langweilig wär das denn? Es ist toll sich weiterzuentwickeln, sich neuen Herausforderungen zu stellen, sich neu zu entdecken, neue Träume zu entwickeln...

Aber ganz ehrlich:
Die scheiß Hormone brauche ich dabei nicht. 

Montag, 18. Januar 2016

Ich glaube an Vergebung

Wir machen Fehler, auch wenn wir versuchen das zu vermeiden. Es lässt sich nicht vermeiden. Wir machen Fehler. Wir tun Menschen weh. Manchmal sind wir so verblendet von unseren eigenen Bedürfnissen, dass es uns sogar kurzzeitig egal wird.
Und dann wachen wir auf und stehen vor verletzten Gesichtern. Manchmal ist das wie Schlafwandeln....

"Bitte vergib mir!"
Welch schwerer Satz.
Wir wünschen uns Vergebung. Aber wie sieht es mit unserer eigenen Fähigkeit zur Vergebung aus?

Ich wage mal zu behaupten, dass ich die Vergebung "beherrsche". Ich brauche zwar meine Zeit, aber ich kann mich entscheiden zu vergeben und das Gefühl folgt dann nach und nach. Es ist schön vergeben zu können.

Aber was ist mit der Vergebung sich selbst gegenüber?

Eine Mitpatientin in der Klinik sagte mal "Wenn ich mit meinen Mitmenschen so gnädig wäre, wie mit mir, wär alles gut!"
Bei mir ist das genau andersrum.

Die Königsdisziplin - meine Lebensaufgabe ist es mir selbst zu vergeben. Selbst dann, wenn mein Gegenüber mir nicht vergeben kann/möchte.

Ich habe einen Menschen eingesperrt. Misshandelt. Vergewaltigt. Gefoltert. Erpresst. Bedroht. Ausgelacht. Betrogen. Missachtet. Bestraft. Habe versucht seinen Willen zu brechen.
Habe mir alle Mühe gegeben sein Leben zu zerstören, ihm alles zu nehmen!

Nun werde ich viele Jahre damit beschäftigt sein, diesen Menschen aus seinen Fesseln zu befreien, mit denen er mittlerweile verwachsen ist. Ich muss ihn trösten und pflegen und irgendwie sein Vertrauen zurück erlangen.

Dieser Mensch bin ich.
Die Vergebung ist unsere Erlösung!

Danke Jesus!

Sonntag, 17. Januar 2016

Die Liebe in mir

Ich habe eine ziemlich genaue Vorstellung davon wer ich sein will.
Ich habe sogar eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wer ich bin.
Soviel Unterschied gibts da nicht.
Nur etwa 15kg und eine große Scham.

Es gibt Menschen, die verunsichern mich nur dadurch, dass sie da sind. Nicht weil sie autoritär sind und ich mich minderwertig fühle. Nicht, weil ich sie irgendwie anhimmel.
Ich kann mir keinen Reim darauf machen.
Sie sind einfach da und locker und lustig. Und das ist es.
Der Schlüssel zu mir.
Am allermeisten liebe ich mich, wenn ich locker und lustig sein darf. Wenn ich es mir selbst erlauben kann. Wenn nicht jemand in mir schreit "Du bist so peinlich!"

Es gibt Menschen, die sind entspannt - zumindest strahlen sie Entspannung aus. Lebensfreude. Glück. Zufriedenheit. Und Intelligenz. Das fasziniert mich.

Manchmal spüre ich soviel Gefühl in mir, dass ich Angst habe es euch zu zeigen. Als wären diese Emotionen eine ungewollte Flut, die nicht nur mich überschwemmen würde, sondern auch alle anderen. Wer wünscht sich schon die Flut?

Manchmal bin ich Menschen so dankbar für das, was sie tun, dass ich sie gern küssen würde - oder drücken.
Ich bin die Verrückte, die sich peinlich verhält, die stottert und rot wird. Und eigentlich meine ich nur "ich glaub, du würdest mich mögen, aber ich hab Angst mich zu zeigen". Dann versuche ich es zu erzwingen und dann bricht alles in sich zusammen...

Das ist meine Wahrnehmung. Mir ist durchaus bewusst, dass mein Gegenüber das anders empfindet. Hilft aber leider oft nicht.

Wie soll ich begreiflich machen wie groß meine Gefühle manchmal sind?
Ein kleines Beispiel:
"Die Welt" ist der Ansicht, dass die Worte "Ich liebe dich" so kostbar sind, dass sie nur sehr bedacht genutzt werden sollten und sich niemals abnutzen dürfen.
Ich bin nicht die Welt.
Die Fähigkeit zu lieben zieht sich so sehr durch meinen Alltag, dass ich es nicht oft genug sagen kann.
Auch wenn ich damals nur ein wenig verknallt in einen Mann war, wenn ich vielleicht auch nur einer Illusion nachgerannt bin, wenn andere sagen "Das ist keine Liebe!", dann war es für mich in diesem Moment ein Liebesgefühl, das ich geäußert habe.

Liebe gibt es in so vielen Facetten.
Ich liebe Jesus.
Ich liebe meinen Mann und meine Kinder.
Ich liebe meine Geschwister und Eltern.
Ich liebe meine Freunde.
Ja...
Ich liebe aber auch die Leitung des Kindergartens.
Die Erzieher, die sich so wundervoll um unsere Kinder kümmern.
Ich liebe meinen Therapeuten. 
Ich liebe die Frau, die mich versehentlich anrempelt und sich dann höflich entschuldigt.
Ich liebe manchmal auch einen Fremden, der mir ein Kompliment macht und gehe grinsend nachhause.
Ich liebe Menschen, die nur noch in meiner Erinnerung existieren.

Ich liebe es, wenn Menschen friedlich miteinander leben und ich liebe Menschen, die mein Leben bereichern. Für Jahre, für Tage oder auch nur Sekunden.

Meist sind es genau diese Menschen, die diese Unsicherheit in mir auslösen.

Neulich sagte ein fremder Mann beim Bäcker zu mir, dass ihm meine Frisur gefällt und dass ich bestimmt lustig bin. Ich hätte ihn am liebsten gedrückt - habe mich aber nur bedankt und offen gefreut.

Ich komm nicht auf den Punkt.
Nur eine kleine Gedankenspirale, nachdem ich träumte, wie ich bei einer Person plötzlich entspannt ich sein konnte und mich selbst so zu erfahren war einfach toll.

Es steckt in mir und vielleicht fasziniert mich irgendwann sogar meine eigene Geschichte.

Eine kleine Geschichte vom Glück

Und dann gab es diese Person.
Die eine, die wusste wann ich grinse.
Sie hörte es, wenn es so dunkel war, dass der Körper alle Sinne schärfte, sich nur noch durch Gefühl wahrnehmen konnte und alles Visuelle verschwand in einem Brei von Dingen, die in Momenten wie diesem vollkommen überflüssig waren.

Es war ein Moment der Traurigkeit, der Enttäuschung, der Angst...
Mit einem Menschen, der immer wusste wann ich traurig bin, obwohl sich die Traurigkeit fast perfekt hinter der Wut versteckt hat. ( - ich hab sie nicht entdeckt!)
... , der wusste, wann ich mich freute, obwohl die Scham die Freude von der Außenwelt ferngehalten hat.
... , der wusste, wann ich klein bin, obwohl ich nicht wusste wo ich anfange und wo ich aufhöre.
... , der erkannte, wie groß ich bin, obwohl ich mich hinter Chaos verkroch.
... , der mich ansah und Schönheit sah.

Diese Traurigkeit, die Angst, die Erinnerung an vergangene Jahre, machte mich schwer, legte sich auf mich und drückte mich nieder. Atmen schien schier unmöglich und der Schmerz schoss mir durch die Adern und traf sich in der Mitte meines Körpers...

Ich entschied mich glücklich zu sein.
Meine Hand lag auf einem warmen Brustkorb, der sich auf und ab bewegte, bekleidet von einem Unterhemd. Das Gewicht meines Kopfes wurde von diesem Brustkorb getragen, ich spürte seinen Atem in meinen Haaren und hörte seine Gedanken, während er es sich auf seinem bescheidenen Platz in meinem Herzen gemütlich machte und seufzte..
Stille umgab uns, die Dunkelheit verzauberte unsere Sinne.

Ich hatte jeden Grund glücklich sein zu wollen - und das wollte ich.

"Du grinst! Warum?"
"... weil du mich glücklich machst!"

August 08 - Februar 09